stiftung-fuer-kunst-des-19-jahrhunderts-portrait
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Rechtsform

Die Stiftung für Kunst des 19. Jahrhunderts wurde am 5. Februar 1990 gegründet. Es handelt sich um eine Stiftung im Sinne von Art. 80ff. ZGB ohne Gewinnorientierung. Der Stiftungsrat arbeitet ehrenamtlich, Zuwendungen an die Stiftung sind steuerabzugsberechtigt.

 

Stiftungszweck

ist das Sammeln, Bewahren, Erforschen, Publizieren, Ausstellen und Vermitteln von Kunst des 19. Jahrhunderts, mit Schwerpunkt bei der Romantik in der Schweiz. Mit diesem zeitlich und geographisch eingegrenzten Fokus rückt die Stiftung gezielt einen Bereich der Kunstproduktion ins Licht, der in den Museen und an den Universitäten des Landes eher eine untergeordnete Rolle spielt und oft unterbewertet wird – ganz im Gegensatz etwa zur Deutschen Romantik, die im kulturellen Selbstverständnis unserer Nachbarn einen hohen Stellenwert geniesst und deren Rezeption mit gross angelegten Ausstellungen und aufwändigen Publikationen über Grössen wie Caspar David Friedrich oder Otto Runge regelmässig die Massen zu mobilisieren vermag.

Im Verlauf des 19. Jahrhunderts bildeten sich im Zuge einer sich überstürzenden Folge von politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Umwälzungen, sowie im Rahmen der rasanten technischen und demographischen Entwicklung viele Charakteristika jener bürgerlichen Gesellschaft heraus, auf der unser Staatswesen und unser gesellschaftliches Zusammenleben gründen. Gerade die Kunst der Romantiker sowie die intime und oft subversive Kunst auf Papier (Zeichnung, Druckgraphik und Buchillustration) bieten über die Beschäftigung mit ästhetischen Fragestellungen hinaus eine hervorragende Basis für sozialgeschichtliche, philosophische, literarische oder kunst- und gesellschaftspolitische Betrachtungen.

 

Ziele

  • Die Stiftung wendet sich mit Ausstellungen an die Öffentlichkeit und fördert die wissenschaftliche Bearbeitung ihrer Sammlung, die durch Geschenke und Ankäufe gezielt ergänzt wird.

  • Unterstützt vom Verein ihrer Freunde führt sie Veranstaltungen durch und bietet eine Plattform für Personen und Institutionen, die sich fürs 19. Jahrhundert interessieren und den Austausch suchen.

  • Mit ihrem breiten Sammlungsbestand stellt sie überregionale und internationale Bezüge her. Diese beschränken sich nicht auf die Kunstproduktion allein, sondern umfassen auch Geschichte, Politik, Religion und Literatur.

  • Mit ihrer Tätigkeit erweitert die Stiftung die Aktivitäten des Kunstmuseums Olten im Bereich seiner Sammlung 19. Jahrhundert.

  • Stiftung und Verein vernetzen Fachpersonen und Spezialwissen, national und international.

 

Geschichte

2010 konnte die Stiftung das Jubiläum ihres 20-jährigen Bestehens mit der Ausstellung «Neues Licht auf Franz Pforr (1788–1812» im Kunstmuseum Olten feiern. Die mit Werken aus der Stiftungssammlung und mit Leihgaben aus dem Schweizerischen Nationalmuseum in Zürich bestückte Präsentation begleitete das Erscheinen der Publikation «Im Schatten des Freundes. Arbeitsmaterialien von Franz Pforr im Nachlass Ludwig Vogels» aus der Feder von Kunsthistoriker und Sammler Dr. Heinrich Thommen, dem Begründer der Stiftung. Erstmals stellte er damit der Öffentlichkeit die Aufsehen erregenden Ergebnisse seiner langjährigen Forschungstätigkeit zu Vogel und Pforr vor.

Seit Mitte der 1970er Jahre beschäftigte sich Thommen mit Kunst und Ideenwelt der Lukasbrüder und Nazarener, insbesondere mit einem ihrer Schweizer Exponenten, dem Zürcher Historienmaler Ludwig Vogel (1788–1879). Die Mitglieder dieser ersten sezessionistischen Künstlergruppen der Moderne (Konrad Hottinger, Friedrich Overbeck, Franz Pforr, Julius Josef Sutter und Josef Wintergerst sowie später Peter von Cornelius, Julius Schnorr von Carlosfeld u.a.), strebten im Rückgriff auf Raffael, Perugino und die altdeutsche Kunst eine ethisch-religiös und antinapoleonisch ausgerichtete Kunsterneuerung an. 1990 brachte Thommen die von ihm zusammengetragene, rund 700 Werke zählende Kollektion nazarenischer Zeichenkunst, Druckgraphik, Buchillustration und Malerei in die von ihm in Olten «in memoriam Emilie Linder» begründete «Stiftung für Kunst des 19. Jahrhunderts» ein. Seither ist der Kernbestand der Stiftungsammlung durch gezielte Ankäufe und Schenkungen erweitert und um zusätzliche Themenfelder ergänzt worden.

Schon 1991 erfolgte mit der Erwerbung einer über Jahrzehnte gewachsenen Sammlung von illustrierten Büchern und Mappenwerken eine wesentliche Verstärkung im Bereich der Druckgraphik. Das Thema der romantischen Landschaftsdarstellung konnte 1992 ausgebaut werden: Dr. Hans Lanz überliess der Stiftung ein von ihm zusammengetragenes Konvolut mit rund 600 Zeichnungen, einigen Ölstudien und Ölgemälden des Basler Landschaftsmalers Jakob Christoph Miville (1786–1836) sowie rund 250 handschriftliche Dokumente aus seinem Nachlass. Im Jahr 2000 wurde dieser Sammlungsteil mit der Schenkung «in memoriam Arthur Studer-Schaffner» um rund 120 Werke Mivilles und seines Basler Freundeskreises ergänzt. Die kontinuierliche Sammlungserweiterung und Sammlungspflege wurde, dem Zweck der Stiftung entsprechend, von verschiedenen Ausstellungen und Publikationsprojekten begleitet.

 

Ausstellungen

Seit 2010 ist die Sammlung der Stiftung im Kunstmuseum Olten permanent in Auszügen präsent: In einem ihr vorbehaltenen Raum des Disteli-Kabinetts wird eine wechselnde Werkauswahl gezeigt. Diese sogenannten «Schaufenster»-Präsentationen nehmen jeweils Bezug auf die aktuellen Wechselausstellungen im Disteli-Kabinett. In enger Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum Olten sind in den letzten Jahren in diesem Haus auch mehrere grössere Präsentationen realisiert worden, zuletzt die Jubiläumsausstellung «Neues Licht auf Franz Pforr» im Ende 2010 und im Frühjahr 2007 die Ausstellung «Bilder und Bürger. Druckgraphik von Alfred Rethel (1816–1859)», beide mit Begleitpublikation. Mit der von einem reich bebilderten, wissenschaftlichen Katalog begleiteten Wanderausstellung «Facetten der Romantik» hat sich die Stiftung 1999 bis 2002 in der Schweiz, in Deutschland und in Italien erstmals einem breiten Publikum vorgestellt. Regelmässig vertreten Leihgaben die Stiftung und den Kulturstandort Olten auf internationalen Kunstausstellungen.

 

Forschungs- und Publikationsprojekte

Als Projekt der Stiftung entsteht das Œuvreverzeichnis des Malers Jakob Christoph Miville, begleitet von einer umfassenden Aufarbeitung seines Lebenslaufes und seines in Stiftungsbesitz befindlichen Nachlasses. Geplant ist eine Ausstellung in Basel 2013 mit wissenschaftlichem Katalog.

2006 hat die Stiftung die Erarbeitung einer kritischen Edition der Schriften von Franz Pforr (1788–1812) initiiert.

Die Stiftung war an der Herausgabe der Publikation «Im Schatten des Freundes: Zeichnungen von Franz Pforr im Nachlass Ludwig Vogel» von Heinrich Thommen beteiligt, die 2010 als Band 1 der «Schriften der Stiftung für Kunst des 19. Jahrhunderts» erschienen ist.

 

Infrastruktur

Die Geschäftsstelle der Stiftung, die sich heute an zentraler Lage im Haus der Bürgergemeinde an der Froburgstrasse 5 in Olten befindet, war von 1990 bis 1997 unter dem Dach des Kunstmuseums Olten und von 1997 bis 2010 im städtischen Disteli-Haus, dem Geburtshaus des Künstlerrebells und Karikaturisten Martin Disteli (1802–1844), untergebracht. Mittelfristig soll die Stiftung in den geplanten Neubau für das Kunstmuseum Olten umziehen. Die Fachbibliothek der Stiftung ist in der Geschäftsstelle auf Anmeldung zugänglich