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Rosalie Wieland-Rottmann (1803–1867), zugeschr.
Porträt von Emilie Linder, 1831
Bleistift, 28.5 x 23.5 cm
unten rechts datiert: «Rom im Juni / 1831.»
Stiftung für Kunst des 19. Jhs., Inv. 1990.Z.1
Bestand «in memoriam Emilie Linder»


Die Zeichnung mit der Inventarnummer «1» nimmt innerhalb des Stiftungsbestandes eine besondere Stellung ein, veranschaulicht sie doch Ausgangs- und Kristallisationspunkt der «in memoriam Emilie Linder» errichteten Sammlung. – Das schlichte Brustbildnis einer Lorbeer bekränzten jungen Frau in antikisierender Kleidung zeigt die Basler Mäzenin, Sammlerin und Künstlerin aus dem Nazarenerkreis, die 1824 von Basel nach München übersiedelt war, um dort bei Peter von Cornelius (1783–1867) und Joseph von Schlotthauer (1789–1869) Unterricht zu nehmen, vor ihrer Abreise aus Rom, wo sie sich von September 1929 bis Juni 1831 zusammen mit ihrer Basler Malerfreundin Rosalie Wieland-Rottmann (1803–1867) zum zweiten Mal länger aufgehalten hatte. Der Lorbeerkranz verweist einerseits auf den unter den im 19. Jh. in Rom weilenden deutschen Künstlern, scheidende KollegInnen zum Abschied zu «bekrönen» und ein Stück des Weges zu begleiten. Andererseits rückt er die Künstlerin in Kombination mit ihrem nach oben gerichteten Blick – als Strahlenkranz – in die Nähe der mythologischen Mutter Niobe oder einer Heiligen wie der Hl. Cäcilie von Raffael und macht damit ein charakteristisches Verfahren der Nazarener plausibel: Indem sie ein antikes Motiv aufnehmen und ihm eine religiöse Symbolik zufügen, schaffen sie etwas Drittes, welches beide Elemente in sich vereinigen soll. Das Porträt von Emilie Linder erinnert an eine Heilige und an die mythologische Mutter Niobe, um daraus die Mäzenin und Künstlerin Emilie Linder in idealtypischer Pose hervorgehen zu lassen.